Westfalen-Blatt - Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zu Abgastests

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Bielefeld (ots) - Bei der Volkswagen AG scheint es guter Brauch zu
sein, einen Manager zu opfern, um viele Manager zu schützen. Nun also
Thomas Steg. Der Cheflobbyist des Automobilkonzerns hält den Kopf hin
für die Abgastests an Affen. Da gerät beinahe in Vergessenheit, dass
Volkswagens US-Umweltbeauftragter Oliver Schmidt vor acht Wochen für
seine Beteiligung am Abgasskandal von einem Richter in Detroit zu
sieben Jahren Gefängnishaft verurteilt wurde. Die Kündigung aus
Wolfsburg folgte kurz vor Weihnachten. Was schadet dem Ruf des
Autokonzerns mehr: die Software-Manipulation an Dieselmotoren oder
die Tests an Affen und menschlichen Versuchsobjekten? Je mehr über
die Vorgänge bekannt wird, desto gewisser kann man sein, dass die
»Affenschande« ein noch größeres Ausmaß hat als der Dieselbetrug.
Wenn die VW-Spitze glaubt, dass sich die Empörung schnell legt und
keine Folgen für die Absatzzahlen hat, könnte sie sich täuschen.
Manche Leute wollen kein Pkw-Modell fahren, für dessen Abgaswerte
Affen gequält werden - oder sich menschliche Probanden, freiwillig
und gegen Geld, irgendwelchen Giften aussetzen. Es könnte sich als
Irrglaube erweisen, zu meinen, dass Verbraucher Tierversuche einfach
hinnehmen, nur weil so etwas in der Pharma- und Kosmetikbranche
üblich ist. Vor dem Hintergrund der Historie des Unternehmens muss
man sich fragen: Löst in Wolfsburg niemand Alarm aus, wenn Begriffe
wie »Tierversuch« und »Gas« in einem Zusammenhang mit VW fallen? Wie
geschichtsvergessen muss man sein, wenn man doch dort am
Mittellandkanal genau weiß, dass am 26. Mai 1938 ein gewisser Adolf
Hitler den Grundstein des VW-Stammwerks gelegt hatte. International
spielt der Skandal auf dieser Ebene. Die Experimente sind Teil der
Doku-Serie »Dirty Money« des TV-Internetportals Netflix. Darin wird
der Abgastest an Affen mit dem Holocaust verglichen. Tests an Affen
lösen bei Menschen eine größere Empörung aus als Tests an Ratten. Das
gilt ganz offensichtlich auch für Politiker. Denn am 8. September
2016 merkte im Diesel-Untersuchungsausschuss des Bundestags niemand
auf, als der Toxikologe Helmut Greim von »Tierversuchen« sprach. Man
hatte wohl Ratten vor Augen. Für die Grünen saß deren Verkehrsexperte
Volker Krischer im Ausschuss. Auch er reagierte nicht weiter auf
Greims Aussagen. Insofern sollten die Grünen ihre Empörung in diesem
Fall überdenken. Kurz vor seiner Freistellung gab Thomas Steg zu
Protokoll, dass VW prüfen lasse, was nach den Versuchen mit den Affen
geschehen sei und wie es ihnen heute gehe. Das würde man wirklich
gerne wissen.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
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ID: 84531 | Quelle: ots | Datum: 30.01.2018

Newsroom: Westfalen-Blatt

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